Tote Fische treiben im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder im Nationalpark Unteres Odertal nördlich der Stadt Schwedt.

Werder (dpa/bb) – Zur Erholung des Fischbestandes nach der Umweltkatastrophe in der Oder sollen Fischereibetriebe nun bis Mai 2023 nicht mehr in dem Fluss fischen. Das sagte der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Brandenburg/Berlin (Werder), Lars Dettmann, am Dienstag der dpa. «Mit der Entschädigungsregelung haben die Fischer in Brandenburg die Möglichkeit, die Fischerei bis zum Frühjahr einzustellen, ohne pleite zu gehen.» Dettmann sagte: «Es ist geboten, den Fischbestand erstmal in Ruhe zu lassen.,»

Normalerweise beginne jetzt die Saison, in der die Oderfischer rausfahren und intensiv gefischt werde. Aber es wäre verkehrt, jetzt den geringeren Bestand weiter auszudünnen, sagte Dettmann. Vielmehr sollten die Fische im Frühjahr in die Laichzeit gehen können, so dass sich der Bestand innerhalb weniger Jahre wieder erholen könne.

Nach dem massiven Fischsterben haben dem Umweltministerium zufolge zwölf Brandenburger Fischereibetriebe Verluste in Höhe von insgesamt rund 210.000 Euro für dieses Jahr verbucht. Den Fischereien sollen entstandene Schäden ersetzt werden. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) wollte sich am Dienstagnachmittag in Brieskow-Finkenheerd über die Situation der Oderfischerei informieren.

Im August war es in der Oder zu der Umweltkatastrophe gekommen. Als Gründe sahen Experten eingeleitetes Salz verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, so dass es zu einer massenhaften Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) kam.

«Viele Fische fehlen in der Oder, weil sie verendet sind beim Fischsterben. Aber es ist Fisch da», sagte Dettmann. «Es gibt Rückmeldungen von Anglern, die auch nach dem Fischsterben große Hechte, große Welse und Rapfen an Land ziehen. Auch Zander werden gefangen.»

Einzelne Angler müssten anders als die Berufsfischer nicht pausieren, hier seien keine Beschränkungen vorgesehen, sagte Dettmann. «Wir erhoffen uns von Anglern Rückmeldungen. Wir möchten wissen, wer fängt was, wann, wo. Die Angler sind das wachsame Auge am Gewässer.»

Angesichts eines hohen Salzgehalts der Oder äußerte sich Dettmann zuversichtlich, dass Deutschland und Polen die Problematik angehen. Mehrere Arbeitsgruppen arbeiteten daran. «Der Salzgehalt in der Oder muss runter.»

Der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forderte Ende Oktober, die Menge der Salz-Einleitungen schnell zu begrenzen. Er befürchtete, im Sommer könne sonst wieder ein großes Fischsterben drohen.

Das brandenburgische Umweltministerium teilte mit, es überprüfe die Salzeinleitungen. «Daraus Schritte abzuleiten, geht aber leider nicht von heute auf morgen.»